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Halbzeit

Veröffentlicht in: Reise | 2

Rückblick, Stand und Vorschau

Rückblickend betrachtet sind wir sehr positiv von Uruguay überrascht, dem Land welches nur durch Zufall unser Tor zum neuen Kontinent wurde, aber auf Grund spanungsarmer Topographie leider nicht so recht in den Reiseplan gepasst hat. Deshalb sind wir heute doch sehr froh, dass wir dort noch eine Runde gedreht haben bevor wir Richtung Süden aufgebrochen sind. Schon hier schlägt uns große Sympathie entgegen, dass wir mit unseren eigenen Motorrädern Südamerika bereisen wollen.


Buenos Aires hingegen ist schlicht zu groß und die Zeit einfach zu kurz um ein tiefen Einblick in die Seele der GIGA City zu bekommen – doch dafür sehr beeindruckend. Im Rückblick einer der bisher abenteuerlichsten Orte und vielleicht auch der gefährlichste auf unserer bisherigen Reise, da wir diese völlig unübersichtliche Stadt mit irrem Verkehr auf den Motorrädern durchqueren mussten.


Bereits 30km außerhalb ist das alles weg und vergessen, es beginnt die schier unendliche Weite des Kontinents. Tankstellen und Ortschaften sind plötzlich 70 bis 100 km auseinander und jetzt wo wir endlich fahren können fällt die ganze Anspannung der Reisevorbereitungen ab. Freiheit, Genuss!!! – was für ein unbeschreiblicher guter Gefühlsmix den wir erstmal stundenlang erleben können. Es beginnt auch eine Zeit der Begegnungen – ausnahmslos positiv bis herzlich und erleben dabei ein Land im Rausch als Argentinien Fußball Weltmeister wird. Mit dem Argentino Matias Bibel – (der heißt wirklich wie das heilige Buch!!! > Aber Jesus (Hernandez) betreibt schließlich auch eine Erotik Geschäft in Buenos Aires) – finden wir einen Freund, der uns seit unserem Zusammentreffen auf der Ruta 40 und unserer gemeinsamen Zeit in Calafate per Internet mit Rat und Tat zur Seite steht.


Auf den bisherigen 12500 km hatten wir in Summe tatsachlich nur 1h Regen beim fahren!!! – Und Tage mit Regen beschränkten sich hauptsächlich auf das südliche Feuerland. Die tiefsten Temperaturen lagen bei knapp unter 0 dort, die heißesten bei 36 hier in Santiago! Knapp über 2 Monate bereisten wir Patagonien und unser härtester Gegner war dabei der Wind! Stunden verbringen wir in Schräglage obwohl wir gerade aus fahren wollen. 2 Mal haut er uns fast um – 1 Mal schafft er es tatsächlich. – Keine Sorge – nix passiert! Wir standen schließlich schon und doch hatten wir keine Chance die Mopeds gegen den seitlichen Angriff aufrecht zu halten!!! – beide gleichzeitig und keine Kamera an!!! What the Fuck.

Die Landschaften, die Natur – Flora und Fauna sind überwältigend, es ist noch viel besser als wir es uns vorgestellt haben! Yeah.!!!! Auch wenn Atlantik und Pazifik jeweils „nur“ Ozeane sind unterscheiden sie sich deutlich von einander, genauso wie Chile und Argentinien. Die Unterschiede finden sich nicht nur in der Landschaft, sondern auch bei den Menschen und ihrer Sozialisierung, staatlicher Strukturierung, den Preisen und, und, und…..


Jetzt sind wir hier in Santiago de Chile – der dritten Metropole des Kontinents um unseren beiden Yamahas den wohlverdienten Service zukommen zu lassen. Die Mopeds schlagen sich wirklich tapfer im harten Einsatz und sind für uns nach wie vor beste Wahl zu diesem Zweck. Außer 3 Plattfüßen, einer gebrochenen Gepäckaufnahme im Heckrahmen und einer defekten USB Steckdose gibt es hier nichts zu beklagen. Aber das ist alles Kinderkram und auch bereits repariert. Einzig ein manchmal seltsames Geräusch aus meiner Kupplung, welches allerdings jeweils nur hin und wieder – und dann auch nur einmalig nach morgendlichen Kaltstart auftritt – macht uns Gedanken. Doch die Yamaha Leute konnten nichts finden.
Dafür Endeckten wir an unseren Koffern (alle 4) im unteren Aufnahmebereich leichte Risse im Aluminium. Das ist in sofern enttäuschend, da wir bei Touratech ganz oben ins Regal gegriffen hatten um das auf dem Markt beste Material zu wählen, welches von Weltreisenden unter harten Bedingungen erprobt wurde. (Werbung Touratech) Aber auch das bekommen wir hier in Santiago repariert und sollte nun die restliche Reise halten. Jedes Moped lag bis jetzt je 3 Mal auf der Seite, 1 Mal vom Wind 1 mal weil die original Bereifung überfordert war und einmal wegen mangelnder Erfahrung – im Sand wohlgemerkt – nix passiert dabei.


Auch uns geht es Gesundheitlich wirklich gut – außer einer leichten Erkältung war nix gewesen. Corona gibt es auf dem Kontinent nicht mehr seit wir hier sind und auch das Essen vertragen wir bestens – keinerlei Probleme bis jetzt. Nach drei Monaten jedoch beginnt man schon deutlich die Lieben zu Hause zu vermissen – vor allem wenn man weniger Abenteuer hat – so wie in den letzten beiden Wochen – und damit geistig weniger gefordert ist.


Dies wird sich wieder ändern! Direkt nach Santiago steigen wir hoch in die Anden – und das gleich richtig! Mit dem Paso Christo Redentor reisen wir auf Schotter in 3800m Höhe wieder zurück nach Argentinien, um anschließend im Zick Zack und Wechsel beider Länder nach Norden zu ziehen. Dabei erreichen wir Höhen bis zu 4785 m und auch wieder Gegendenen ohne wirkliche Zivilisation auf hunderte Kilometer – genau richtig nach den dicht besiedelten Regionen Chiles. Den Wind haben wir nun hinter uns gelassen, doch die nun zu erwartenden Gegner heißen Temperaturschwankung, Luftdruck und auch Hitze in der Atacama Wüste. Kaum zu erwarten das diese Sparringspartner leichter werden – und das alles bei wesentlich erhöhtem Schotteranteil.


Ende Februar soll es dann nach Bolivien weiter gehen – Salar de Uyuni, La Paz, Yunga Road und Titicacasee See stehen auf dem Programm. Mitte/Ende März dann nach Peru mit Cuzzco, Machu Pichu, Nazca und so weiter. Ob Peru wirklich klappt steht im Moment in den Sternen, da die politische Situation dort nach wie vor schwierig und undurchsichtig ist. Es wäre äußerst schade wenn wir dieses Land liegen lassen müssten. Deshalb stehen wir mittlerweile mit Einheimischen, als auch nach Peru ausgewanderten Personen, in Kontakt die uns auf dem Laufenden halten……..wir werden sehen.


Euch allen die unsere Reise im Blog oder auf Polarsteps verfolgen an dieser Stelle schon mal einen herzlichen Dank, wir hoffen ihr werdet gut unterhalten……bis demnächst, beste Grüße von den Europeridern Mang & Henning!

  • Außengelände Hotel
  • ehemaliges Krankenhaus
  • Gärtnerei
  • Wandelgänge
  • Wildgehege
  • Idylle im Außengelände
  • Hotel Baviera
  • Besuch von Pinochet
  • Alpenvorland?
  • Maschinen aus D
  • Hotel Baviera
  • Deutsche Entwicklungshilfe
  • Gästehaus und Vorraum zum ehemaligen Tempel
  • ehemaliges Krankenhaus
  • Sport und heile Welt
  • Gaben aus Deutschland
  • Gondelteich
  • Zippel Haus - Restaurant
  • Unterhaltung mit Jürgen
  • Zippel Haus - Restaurant
  • Zippel Haus - Restaurant
  • Hotel Baviera - Flur
  •  ehemaliges Gästehaus
  • Hotel Baviera
  • Panzerglas zum ehemaligen Büro Schäfer
  • ohne Worte
  • Paul Schäfer
  • Hallo Deutschland
  • Rezeption Hotel Baviera
  • Jürgen
  • holer Baum für Kameras
  • Spanndraht und Bewegungsmelder
  • zweisprachige Tafel zur Entwicklung

Colonia Dignidad

Veröffentlicht in: Ort, Personen, Reise | 1

Gemeinschaft der Würde?!

Jürgen ist 58 und sieht so deutsch aus wie ein Deutscher nur aussehen kann. Er gibt sich auch gar keine Mühe uns in spanisch zu begrüßen sondern kommt freundlich und bestimmt an unseren Tisch im Restaurant des Hotels Villa Baviera mit einem „Herzlich Willkommen“. Dabei steht er ganz kurz stramm wie zum militärischen Gruß mit geschlossenen Hacken, den Händen hinter dem Rücken und leichter Verbeugung. Die Szene ist skurril – schließlich sind auch wir in dieser Umgebung eindeutig als Deutsche zu erkennen! Doch wie wir später merken war das weder gespielt noch eine Andeutung zum 3. Reich. Denn Jürgen ist hier geboren, aufgewachsen in Zucht und Ordnung und somit Zeitzeuge des Geschehens, ein ausgezeichneter Gesprächspartner mit Detailwissen wie wir schnell merken. Er lebt und arbeitet hier im gastronomischen Service, und auf dem Gelände der ehemaligen Colonia Dignidad – genau wie Erika – eine Dame Mitte 70 an der Rezeption oder Renate (vielleicht Mitte/Ende 50) die hier scheinbar Manager Aufgaben übernimmt. Während wir nach dem Einchecken beim Bierchen sitzen entdecken wir immer mehr Leute (ab 50 aufwärts), welche ohne Zweifel deutscher Abstammung sind und können sogar Gesprächsfetzen dieser Personengruppen in unserer Muttersprache wahrnehmen.


Als der Asphalt an diesem Tag endete kommen wir an ein Pförtnerhaus, welches vom Baustil an jeder westdeutschen Kaserne stehen könnte. Schon die letzten 10 km war die Flora um die Straße so wie in Alpennähe in einem heißen Sommer. Das Vorgebirge der Anden erhebt sich und nach der Einfahrt auf das Gelände folgen wir einem Weg, der mit Stacheldraht an Betonsäulen gesäumt ist wie einst an der innerdeutschen Grenze oder um Konzentrationslager der Nazis – für uns einzig offensichtlich erkennbares Relikt einer düsteren Vergangenheit. Denn nach anderthalb Kilometern erreichen wir das Hotel Baviera und damit das touristische Zentrum der Anlage Villa Baviera….. ja verdammt wir sind in Deutschland und fühlen uns gerade wirklich wohl!


Ein Jeder der gute westdeutsche Hotelbauten aus den 70er/80ern kennt die bis heute nicht restauriert wurden weiß was das heißt. Rote flies Teppiche überspannen Treppen und Flure, die Wände sind halbhoch mit Holz getäfelt (Eiche rustikal) Messingtürbeschläge und Fenster mit Ado Gardinen sowie Borde zieren die Öffnungen nach draußen – ja es riecht sogar nach deutschem Desinfektion bzw. Reinigungsmittel. Das Restaurant „Zippel Haus“ könnte sowohl außen und innen jeder schwäbischen Gemeinde gut zu Gesicht stehen. Es gibt einen Dorfladen mit Produkten eigener Herstellung, einen Biergarten, Eisbein, Sauerkraut und Schweinebraten. Außen herum sind wirklich grüne Wiesen, Apfelbäume, Wandelgänge, Gärten und Alleen, ein Gondelteich, Wildgehege, Pool, Spielplätze mit Blockhütten. Kremserfahrten werden angeboten, der Ritt zu Pferd oder mit einem 70er Unimog über das Gelände, zudem schwebt über allem der Klang von Blasmusik und Heimatliebe.
Phuhaaahhh….soviel DEUTSCHLAND hatten wir nicht erwartet – die chilenischen Tagestouristen hingegen schon!

Es ist Samstag gegen 18.00 Uhr und alles ist proppevoll mit Einheimischen die hier gegen Eintritt am Pförtnerhaus ein Stück Alemannia erleben können ohne jemals den Kontinent wechseln zu müssen. Sie haben meist keine Ahnung dass Sie die heutige helle Sonnenseite von 1500 ha urbar gemachten Land genießen, welches seit 1990 von den Nachfolgefirmen der Colonia Dignidad verwaltet wird – Jürgens Schilderungen aus der Zeit davor werden die meisten von Ihnen nie erreichen, obwohl ein Museum in spanisch und deutsch Auskunft gibt.


Paul Schäfer verstand es, wie jeder geborene Anführer, die einfachen Leute von seinen Ideen, seiner Ideologie zu begeistern und zu überzeugen. Diese gründeten auf Gottesfurcht und einem einfachen Leben in christlicher Wertegemeinschaft, was in der BRD der 1950 Nachkriegsjahre viele Anhänger fand. Nach einer Karriere in der Wehrmacht und anschließend in der katholischen Kirche verschwand er nach Gründung eines Kinderheimes in Deutschland Richtung Chile um seiner Perversion neue Perspektiven zu geben. Er verstand es ganze christliche Familien – vorzugsweise Handwerksmeister – mit ins gelobte Land zu nehmen, um hier ein neues Leben frei von den satanischen Versuchungen der westlichen Welt führen zu können. Das Schäfer wegen Pädophilie bereits 1959 aus der Katholischen Kirche ausgeschlossen wurde und ihm in der BRD schon Strafverfolgung drohte, registrierte bei dem damaligen Informationsfluß/Informationsmöglichkeiten Niemand – weshalb ihn ein Flugzeug mit 150!!!! Anhängern – Männern, Frauen und Kindern nach Chile brachte.


Umgehend machten sie sich daran, das von Schäfer erworbene Land urbar zu machen – mit der Hand! Ganz im Gegenteil zum heiligen Buch trennte Schäfer dabei Jungen und Mädchen, Eltern und Kinder, Mann und Frau. Jeder für seine Aufgabe – Gott zu dienen, denn die Arbeit wird alle erlösen……frei nach dem Motto „Arbeit macht frei“. Das Beräumen der 1500 ha von Feldsteinen und Urwuchs erledigten die Jungen und Mädchen strikt getrennt Tag für Tag per Hand – Jürgen und Erika haben heute künstliche Hüften! Die Eltern, Meister und Fachleute errichteten die Infrastruktur und hatten keine Ahnung, dass es Schäfer lediglich auf die Jungen abgesehen hatte. Gerne gaben Sie ihre Kinder in die Obhut des guten Priesters der mit Ihnen Sport trieb und christliche Werte vermittelte. Es wurde Gesungen – fromme und alte Weisen, Theater gespielt – aber niemals etwas in dem sich Mann und Frau nahekamen!
Doch nach Außen wurde die heile Welt vermittelt! Dabei durften Eltern nicht mehr mit Ihren Kindern sprechen und wenn doch gab es Strafen, Familienfotos wurden nur für die Presse gemacht meist im gleichen Zimmer mit gleicher Deko! Niemand schien das aufzufallen und die Bewohner zäunten sich obendrein noch selbst ein und errichteten Ihr eigenes Konzentrationslager! Schaefer verstand es gegen jeden Zweifel eine gottesfürchtige Begründung zu finden. Geld stigmatisierte er als Teufelszeug und während ALLE in Dignidad ohne Entlohnung schufteten, häufte er selbst ordentlich Vermögen an indem auch ahnungslose deutsche Rentner, ganze Pensionen und Vermögen an „Gottes Werk“ abgaben – was für ein Zug!


Doch solch eine Entwicklung bleibt nirgendwo dauerhaft unbemerkt und ist auch alleine nicht zu bewerkstelligen. Es gab ein Netzwerk aus Mitwissern und Komplizen in Deutschland und Chile. Tonnenweise wurden Fahrzeuge, Maschinen und andere Waren in der BRD beschafft und als Entwicklungshilfe nach Chile gebracht – deklariert als Medizinisches Gut ohne Steuern und Gebühren. Umgekehrt wurde chilenisches Gold im selbst produzierten Honig nach D gebracht. Salvador Allende ist wohl hier mit seiner Justiz schon aufmerksam geworden, doch da kam der Putsch von Augusto Pinochet 1973 genau recht für Schäfers Pläne. Als konservativer Katholik lies sich der neue Staatslenker von dem in wenigen Jahren Erschaffenen der Colonia Dignidad sehr beeindrucken und auch blenden. Darüber hinaus erkannte er schnell, dass er mit Schäfer und seiner fast militärisch geführten Sekte einen Ort gefunden hatte wo kein politischer Gegner mehr Licht sehen würde. Dies führte zu der unheilvollen Allianz zweier Autokraten, wo der eine von Staatsseite auf dem Gelände foltern und töten lies und der Andere sexuell missbrauchte wie es wohl in schlimmster Vorstellung nicht fassbar ist. > Details von Jürgen möchten wir ersparen, aber vom Sex Sklaven bis zur Orgie im „Tempel“ sowie Züchtigungen und Elektroschocks war alles dabei.


Um von diesem Wahnsinn abzulenken errichtete Schäfer auf dem Gelände ein Krankenhaus, das für die gesamte Umgebung kostenfrei war und wirklich Leben und Gesundheit auch vieler Chilenos rettete > das betont Jürgen ausdrücklich. Es gibt eine Auflistung von tausenden chilenischen Kranken die behandelt und Kindern die hier geboren wurden – nur keine Deutschen!!!??? Die Sprösslinge der Auswanderer kamen Mitte der sechziger Jahre noch hier zur Welt – ohne Krankenhaus. Eine Heilung der Sektenmitglieder sollte nur durch Gotteshand erfolgen, dabei war einer der Köpfe Dignidads der deutsche Arzt Hartmut Hopp!!??
Allerdings wurden wohl auch regimetreue chilenische Ärzte stationiert die wiederum Ihren Dienst bei fragwürdigen Geheimdiensteinsätzen leisten mussten. Eine Landepiste wurde geschaffen und so erhielt auch die Außenwelt einen Zugang zum Gelände. Dieser wiederum war allerdings nur für Militärs und Waffenhändler, es wurde auf dem Gelände so einiges ausprobiert und verschoben. Die Colonia selbst verfügte über ein riesiges Arsenal an Pistolen und Gewehren und die wurden hier auch professionell hergestellt – Meister und Maschinen gab es genug. Und so einer wie Schaefer lebt natürlich irgendwann auch in Angst bzw. leidet unter Schizophrenie. Frei nach innerdeutschem Vorbild schaute er sich vom Sozialismus (den er hasste) ab wie mann sein Gelände sichert. Ausgehöhlte Bäume mit Kameras, Bewegungsmelder und Stolperdrähte, Panzerglas und eine ausgewählte Gruppe Jungs als bewaffnete Leibgarde…….nur Selbstschußanlagen waren dann wohl doch zu teuer.


Doch für Jürgen und die anderen gab es keine Zeitung, kein Radio, keine Schulbildung, keinen Berufsabschluss!!! Keine Beziehung zum anderen Geschlecht, dafür über 100 Hunde für die eine extra Küche eingerichtet wurde! Jürgen machte mit 38 Jahren seinen Realschulabschuss in Chile!!! Er hatte bis zum Alter von 30 Jahren noch nie etwas über Sexualität, Blutkreislauf oder Geographie gehört!!!…..das war 1994!!!! Dafür aber die Schreie von politischen Gefangenen aus einem bestimmten Gebäude der Anlage, dessen Keller extra beräumt wurde. Er selbst versuchte 5 mal zu fliehen – doch wohin ohne Kenntnisse der spanischen Sprache, ohne weltliches Allgemeinwissen in einer Welt die von Pinochets Geheimpolizei dominiert wurde!!!??? – 5 Mal wurde er aufgegriffen, ruhig gestellt und anschließend mit Elektroschocks behandelt, er war Tage ohne Bewusstsein, 2 mal versuchte er Suizid!!!!…….Jürgen ist ein Beispiel für viele jugendliche aus einer Zeit als Eltern den Priestern – egal welcher Konfession oder politischen Richtung – mehr vertrauten als Ihren Kindern. Was für eine Scheiße!!!!


Paul Schäfer der über all die Jahre auch beste Beziehungen in die deutsche Politik pflegte (sogar CSU Partei Leute waren hierzu Besuch!!!) machte zwei entscheidende Fehler. Erstens versäumte er es für Nachwuchs zu sorgen, da er ja keinerlei Hetero Beziehungen zuließ – die mit eingewanderten Eltern der jugendlichen waren irgendwann schlicht zu alt! Zweitens begann er in seiner unersättlichen Gier nach jungen Knaben, auch chilenische Kinder zu missbrauchen die hier zu Gast waren. Doch die zum Christentum konvertierten „Heiden“ sehen wohl Priester anders als die frommen Lämmer aus Deutschland und glaubten den Schilderungen ihrer Sprösslinge – nur durch Pinochets Schutz hielt sich die Sekte noch aufrecht!


Als der chilenische Diktator 1988 per Volksentscheid aus dem Amt gewählt wurde und dies den Übergang in die Demokratie bedeutete, war es gleichzeitig der Anfang vom Ende. Der staatliche Schutz zerbrach -1989 wurde die Colonia (auf dem Papier) aufgelöst und ging in 4 Nachfolgefirmen – u.a. die Villa Baviera über – Schäfer war verschwunden, zog aber im Hintergrund mit den Komplizen immer noch die Fäden. Urplötzlich hatte zwar die Pein und Gefangenschaft der Bewohner ein Ende, doch wo sollten Sie hin!? Ihre Juristische Person existierte nicht mehr – keine Pässe, keine Einzahlungen in Rentensysteme, keinerlei verdienter Lohn oder gar Liegenschaftseigentum – ihnen gehörte nichts!!! Dazu auf einem Kontinent dessen Sprache Sie nicht sprechen und ohne Schulabschlüsse in der Tasche. Zu allem Übel durften die alten Handswerkmeister über die ganze Zeit in der Colonia nicht ausbilden und Ihr Wissen weitergeben…..die Freiheit war nichts Wert!! Sie brachte sogar eine weitere grausame Wahrheit ans Licht > es gibt keine andere Perspektive, als diejenige hier zu bleiben und weiter zu machen an dem Ort wo Sie so viel Leid erfahren hatten. Unvorstellbar ist auch, dass weder der deutsche noch der chilenische Staat und insbesondere die nachfolge Firmen bis 2006 irgendeine Entschädigung an die Opfer zahlten – erst da erhielten Jürgen, Erika, Renate und die anderen ihre ersten Monatslöhne!!


Bis heute sind dutzende Klagen der Opfer in verschieden deutschen Gerichten anhängig, Chile hat mittlerweile die seinigen Opfer mit rund 100.000 Dollar pro Person entschädigt. Deshalb ist es absolut unverständlich wie Deutsche Staatsbürger, die Ihrer Würde und juristischen Person nachweislich beraubt wurden, die mit Wissen vorangegangener Regierungen (der BND war stets im Bilde, denn es gab Flüchtlinge die es bis nach D geschafft hatten) so im Stich gelassen werden, während unser Staat Milliarden ausgibt für Menschen denen wir rein Garnichts schulden!!!


Jürgen hat seit 2006 zwei Mal Deutschland besucht, seine Eltern sind dorthin zurück gekehrt. Viele der Alten konnten die Wahrheit nach dem Ende der Colonia nicht ertragen, einige haben sich Geld erstritten manche streiten noch heute. Doch für Erica, Renate, Jürgen und viele andere ist die Villa Baviera das zu Hause – das einzige was Sie als zu Hause kennen! Und so arbeiten Sie Tag für Tag auf dem Gelände oder im Restaurant Zippel welches ihnen über 30 Jahre eines freien Lebens beraubt hatte, wo Schauspiel und Bestrafung im Namen Gottes am selben Ort stattfanden! Auf die Frage wie er das ertragen kann antwortet Jürgen: „Er arbeite gern, er hat immer gern gearbeitet. Seit der „Alte Mann“ (P.S.) weg ist kann er nach christlichen Werten leben und sein Galgenhumor, seine Frau (die auch hier aufgewachsen ist) lassen ihn die Vergangenheit ertragen.“ Es bereitet ihm eher Sorge was wird, wenn einst die „deutschen Kinder“ nicht mehr hier sind und für Ordnung sorgen. Er fügt an „Dies ist der schönste Ort, den ich kenne weil wir ihn erschaffen haben.“ Etwas sprachlos können wir nicht so richtig verstehen wie das in seinem Kopf funktioniert – aber wir müssen Ihm zustimmen!!!


Wer mehr über den Wahnsinn der Colonia Dignidad wissen möchte sollte sich den gleichnamigen Kino Film mit Daniel Brühl und Emma Whatson von 2015 ansehen – Jürgen vergab hier eine glatte deutsche Eins.

Carretera Austral/Ruta 7

Veröffentlicht in: Abenteuer, Reise, Route | 1

Die Legendäre & Unvollendbare?

Das Territorium südlich von Puerto Montt (wir reden hier immerhin von einem Viertel des Landes) ist extrem dünn besiedelt und sehr zerklüftet, darüber hinaus herrscht ein strenges, kühles und niederschlagsreiches Klima, so dass eine Straße nach Feuerland technisch und wirtschaftlich lange Zeit unmöglich erschien.

Ausgerechnet unter Diktator Augusto Pinochet begann 1976 der Bau der Carretera Austral, der Ruta 7 durch die südlichen Fjordregionen bis ans Patagonische Eisschild. Als Prestigeprojekt und strategische Sicherung der Regionen verschlang die Strecke bis Anfang der 2000er Jahre rund 200 Millionen US Dollar – und das ohne Asphalt.
Dabei wurde die Ader nicht einfach von Norden nach Suden getrieben, sondern man begann an verschieden bereits existierenden Urbanen Gebieten wie z.B Puerto Asien, Coyhaique oder Cochrane aus um die dort schon vorhandenen Städtchen, Dörfer und Farmen auch mit Stichstrecken zu verbinden. Diese Ortschaften waren vorher entweder nur per tagelanger Schiffspassage oder über die argentinische Ruta 40 (damals auch nur Schotter) zu erreichen.


Doch da die beide Länder lange Zeit zueinander kein gutes Verhältnis hegten, und es immer wieder bis in die 2000er Grenzstreitigkeiten gab, war die Ostroute durch ARG in die Südregion auch keine sichere Option für Chile.
Auf Ihrer heutigen Länge von rund 1350 Km bis zu jetzigen Endpunkt bei O-Higgins, verläuft die Ruta 7 auf einer einzigartigen kurvenreichen Berg – und Talbahn durch eine Märchenlandschaft, die in dieser Form weltweit wohl einzigartig ist. Obwohl man nie wirklich eine Meereshöhe von mehr als 400m erreicht wechseln die Aussichten zwischen südlichem Regenwald, Canyons, Fjorden oder Südtirol…..dazu kommen Seen und Flüsse mit bisher unbekanntem blauen Farbton im 15min Takt. Bei schönem Wetter alle 10 min mit Mirador Gletscherblick, deren Namen man sich auf Grund der Anzahl nicht mehr merken kann!!!……alles ab 2000m Höhe trägt hier vornehmes Weiß auf der Haube!!


Auf Grund des Schotters – auch der groben Sorte – Jahrzehnte lang nur unter Fernwehtouristen und Einheimischen und beliebt/bekannt, entwickelt sich diese Straße für Chile nun zur langfristigen Investition in den Tourismus der ganzen Region. Obwohl es noch einige kurze Unterbrechungen der Asphaltdecke gibt (je 20 bis 30km) und die Stecke mittlerweile bis 100km hinter Coyhaique völlig fertig gestellt ist, darf die Ruta 7 weiterhin als Sehnsuchtsstrecke und Traumstraße für Abenteurer gelten!!! Auf unserer 3 tägige Passage von insgesamt 600 km treffen wir hunderte Motorrad-Fahrrad-und 4×4 Treiber aller Herren Länder – WOW!!


Wer jetzt von Euch harten Gesellen da draußen allerdings glaubt, dass das Abenteuer mit der fortschreitenden Asphaltierung schwindet täuscht sich gewaltig!!! Wie man hört ist im 30ig Jahresplan der chilenischen Regierung die die Vollendung der Ruta 7 bis Puerto Natales entlang der Westseite des Patagonischen Eisschildes bereits in Angriff genommen worden!!! What the Hell!!!! Unter militärischer Bauführung treibt man die Route in beide Richtungen voran – und das von Orten aus, die maximal Siedlungscharakter ohne bestehende Wege haben!!! Falls dass jemals Realität werden sollte, reden wir von einer kommenden Piste durch eine der niederschlagsreichsten und kühlsten Regionen der Erde!!! Auf 700km mit 3 weitern Fähren ohne Ortschaft!!!! Challenge accapted!! – Wir müssen wohl zurück kommen mit 80 Jahren auf die Ruta Siete nach Feuerland bis zum Fin de Camino!!!!!

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Fitz Roy, Cerro Torre & El Chalten

Veröffentlicht in: Abenteuer, Ort, Reise | 3

Die Silhouette des Tourismus

Der Grund ist die (neben den Torres del Paine/Chile) bekannteste Silhouette der Südlichen Anden – das Fitz Roy Massiv mit seinen Gletschern. Völlig unverkennbar, majestätisch und noch gewaltiger erhebt es sich aus der Prärie als alles zuvor gesehene. Der Fitz Roy Gipfel mit seien 3406m thront dabei scheinbar übermächtig neben seinen Nachbarn die Teils ebenfalls ähnliche Höhen erreichen aber entweder in weitere Ferne liegen oder nicht solch ein markantes Gesicht haben – bis auf einen, der Cerro Torre – dem „unmöglichen“ Berg.
Wie eine Nadelspitze schraubt er sich fast senkrecht nach oben und ist bei über 3133 m Gipfel höhe keine 50m breit. Unendlich viele Dramen haben sich hier schon abgespielt, denn lange Zeit galt der Berg in der Szene als unbezwingbar. Und doch – oder gerade darum, machten sich immer wieder Seilschaften daran das unmögliche möglich zu machen – viele davon mit tödlichem Ausgang. Zum einen ist es sicherlich die extreme Topographie des Cerro Torre, doch auch der nicht ganz so steile Fitz Roy forderte immer wieder eine Menge an Blutzoll. Erst 1970 erreichten Cesare Maestrie, Carlo Claus und Enzo Almimonta den Gipfel des Cerro und auch wieder heil das Tal.


Die extremen und fast unvorhersehbaren Wetterverhaeltnisse hier am Patagonischen Eisschild in Verbindung mit den steilen Wänden der Berge machen die diese Gipfel zu den schwierigsten der Welt, der Cerro Torre davon mit dem höchsten Grad.1974 harrte eine Seilschaft auf 2000m 3 Wochen!!!!! In der Wand der Nadelspitze aus, da Wind und Schnee keine Bewegung mehr nach oben oder unten mehr zuließ! Völlig Irre!!!


Soviel Einzigartigkeit an Natur und Alpinismus braucht natürlich eine Basis und lies am Fuße der Berge das Dorf El Chalten entstehen. Es ist heute ein Touristenort par Exzellente und damit eigentlich überhaupt nicht das was wir suchen – aber etwas Anderes gibt es nicht. Natürlich hat es seine Vorteile ein Überangebot an Unterkünften, schicken Bars, Restaurants, und begleiteten Trekkingtouren zu haben – aber letzteres brauchen wir (noch) nicht und die Einheimischen stehen leider auch eher hinter dem Tresen als davor – sind weniger unters Volk gemischt als in Ushuaia oder Calafate. Kastellan spricht maximal ein viertel der Leute, der Rest ist Englisch, Französisch, Portugiesisch oder Deutsch – auch Südafrikaner Co Campen neben uns! Wenigstens sind die Bierpreise während der Happy Hour wirklich gut und die Happy Hour geht von 16.00 bis 20.00 Uhr. Das ist dann genau richtig um sich nach einer 23 km langen Wanderung im Hochgebirge (hin/rück) zum Mirador Tres Lagos oder der Laguna Torre in der Sonne zu belohnen. Apropos Sonne – wir sind 3 volle Tage in El Chalten und haben 2 davon bei bestem Wetter. Wir sehen alle Gipfel des Massivs und die Gletscher teils ohne Wolken – hätten wir vielleicht zum Gipfel aufbrechen sollen???!! Que Suerte y Adventura!