Schatzkarte

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Verlorene Schätze und weiße Flecken

Lost Place 1 – Friedhof der Züge
Uyuni war einst wichtigster Eisenbahnknotenpunkt des Landes, da sich hier die Strecken aus den rohstoffreichen Gebieten des Landes vereinigten, um ebnen diese Rohstoffe nach Antofagasta an den Pazifik zu bringen. Doch bereits 1884 verlor Bolivien im Salpeterkrieg seinen territorialen Meereszugang an Chile – damit auch Antofagasta und die kostenfreie Nutzung dieses Schienenstranges. Seit 1916 wurde Salpeter auf Grund der Entwicklung des Haber – Bosch Verfahrens zur Herstellung von Schwarzpulver plötzlich nicht mehr benötigt und brach als Einnahmequelle weg. Im weitern Verlauf bis in die 1970er Jahre verfielen die Preise für Silber, Zinn und erschöpften sich zudem. Dies alles und die Parallel verlaufende Umstellung auf Dieseltraktion lies eine riesige Flotte Dampflokomotiven und Wagons wertlos werden. Doch statt selbige noch irgendwie gewinnbringend zu verkaufen oder einzuschmelzen, stellte man alles 3km außerhalb der Stadt ab und überlies das rollende Material der Wüste.


Irgendwann endeckten reisende Eisenbahnfreunde den Friedhof und machten die Szenerie weltweit bekannt. Auch die örtlichen Veranstalter von Adventure Touren erkannten nach und nach das Potential des Ortes und bringen heute täglich mehrere hunderte Touristen dorthin. Jedoch ist der „Cementario de Trenes“ auch ohne Guide frei zugänglich – ohne Eintritt oder jegliche Absperrung!!! (in D undenkbar). Und so entwickelte sich dieser Spot durchaus zum kleinen lokalen Wirtschaftsfaktor. Es gibt zwar keine asphaltierte Straße dorthin, doch liegt hier auf dem Gelände keinerlei Müll. Dafür gibt es mittlerweile zwei ordentliche Toiletten (kostenfrei) und eine Dauerversorgung durch örtliche Krimskrams – und Imbisshändler. > Lost Place!??

Lost Place 2 – Minera Pulacayo
Nur knapp 20 km Luftlinie von Uyuni entfernt lokalisierte man vor rund 200 Jahren riesige Silbervorkommen. Daraus resultierend Entstand die Siedlung Pulacayo, welche im Laufe Ihrer vom Bergbau geprägten Existenz bis 1970 fast 60.000 Menschen Arbeit und Brot brachte. Ein ziemlich unwirklicher Anblick wenn man heute auf 4000m Höhe plötzlich verlassenen Industrieanlagen, bunten Abraumhalden und einer Menge strukturiert angelegter Wohnhütten begegnet. Zwischendrin ein großes Verwaltungsgebäude im Kolonialstil und um den Ort herum hunderte Handtuch Felder begrenzt mit Steinmauern um die Grundversorgung in dieser Höhe sicher stellen zu können.
Wenn man eintritt stellt man fest, dass hier immer noch Menschen leben. Einige der Hütten sind nach hiesigem Standard hergerichtet worden und tragen Satellitenschüsseln. Bei der Fahrt durch die engen Gassen begegnet man einer Schule, zwei mini Mercados und dann tatsächlich auch ein paar Menschen………..wir googeln……….


Pulacayo hat für den Staat Bolivien eine große Geschichtlich Bedeutung – es gibt Quellen die berichten, dass die Mine/der Ort einst an 2. Stelle der Silberförderung weltweit stand. Seit 2013 werden daher vom Ministerium für Bergbau und Entwicklung Mittel bereit gestellt welche die Erhaltung und touristische Nutzung in Zukunft gewährleisten sollen. Doch mit dem Tourismus in Bolivien verhält es sich wie mit jeder Pflanze in der unwirtlichen Umgebung der Hochanden…….es braucht viel Zeit, Geduld und Pflege, dass sie wächst. Immerhin haben einige Veranstalter aus Uyuni den Trip dort raus mittlerweile im Pogramm……..ist das also ein verlorener Schatz!!??


Weißer Fleck – Salar de Uyuni
Wer sich eine physische Landkarte des Kontinents etwas näher betrachtet, findet besonders im Bereich des Andenhochlandes viele weiße Flecken – und ja -hier ist nichts. Nichts außer Salz.
Nun – das stimmt so bei genauerer Betrachtung sicherlich nicht, denn der Aufbau dieser Flächen ist geologisch sehr komplex. Denn der Salar und seine kleineren Nachbarn sind Überbleibsel eines riesigen zusammenhängenden Süßwasser Sees der vor 40.000 Jahren einen großen teil des Altiplanos bedeckte. Immerhin hat der auf 3663m Meereshöhe gelegene Salzsee heute noch eine Fläche von 10.582 km2! Die längste Distanz von Ufer zu Ufer (Diagonal) beträgt 200km, die Dicke (Tiefe 130m). Diese besteht aus mehreren Schichten Salz, Schlamm, vulkanisch sedimentäre Sequenzen die sich abwechseln. Darüber hinaus beherbergt er das bis heute größte bekannte Lithium Vorkommen der Welt – soviel zu den Fakten dieses Geokonstrukts.


Wenn man am Rand steht und blickt hinaus in die Weite kann man das ohne Sonnenbrille nicht tun!!! Der Blendeffekt ist gewaltig!!! Wenn man dann die Gläser auf hat ist man überwältigt von der schier unglaublichen gleichmäßigen Fläche die bis zum Horizont durch nichts unterbrochen zu werden scheint. Und tatsächlich gibt es außer zwei „Inseln“ keinerlei natürliche Erhebung. Lediglich ein „Salzhotel“ mit dem Dakar Monument sowie erst neuerlich im Randbereich erschaffene Salzskulpturen stellen im östlichen Seebereich Orientierungspunkte dar.


Den Salar zu Überqueren war eigentlich unser Wunsch bzw. Plan und ist mit einem GPS auch sicher kein Problem. Noch dazu könnte man sich von Süd nach Nord an den fünfeinhalb Tausendern Vulkanen orientieren die sich über die flimmernde Fläche am Horizont erheben. ABER – es ist Regenzeit und große Flächen stehen knöchel – bis knietief unter Wasser. Wo genau ist aus der Ebene nicht ersichtlich – und wenn – vielleicht erst zu spät. Wenn du hier mit dem Bike und Hundert Sachen ankommst ergibt das einen ungewollten Flachköpper. Selbst wenn man durchkäme würde das Spitzwasser der Salzlauge die Elektrik der Bikes relativ schnell zerstören – ein Beispiel ist die Dakar Etappe von 2015 als dutzende Bikes bei Regen auf dem Salz ihren Dienst quittierten. Und so entscheiden wir uns gegen dieses Abenteuer. Nur ganz auf ein Foto mit den Bikes wollen wir auch nicht verzichten, weshalb wir uns langsam bis an die ersten Pfützen 200m vom Rand entfernt heranwagen…….Klick.


Doch ohne „Innere Erfahrung“ möchten wir auch nicht weiterziehen und so buchen wir in der Stadt einen Tagesausflug mit Guide und 4×4. Zusammen mit einem brasilianischen Paar und einem aus F/USA erfahren wir die oben genannten künstlichen Bauten auf dem See. Dabei wird einem klar, dass der weiße Fleck gar keiner ist. Es gibt „Straßen“ auf dem Salar die zu Dörfern an seinen Rändern führen – welche man auf NICHT asphaltierten Pisten außen herum – höchstens auf einer Tagesreise erreicht. Doch auf den weißen Pfaden legt selbst der altersschwache Linienbus seine 80km an und ist in 1,5 h dort. Hunderte Offroader der in Uyuni ansässigen Agenturen bringen täglich tausend Tausend Touristen auf den See – und doch findet jeder Wagen eine Stelle wo sich alle anderen in der flimmernden Ferne verlieren.

Das Gefühl von „Allein auf dem Mond“ wird real, wenn die Oberflächenstruktur der Salzkruste keine einzige Spur mehr auf weißt und Du der Erste bist der dort seinen Abdruck hinterlässt – mit NICHTS in der Ferne!!!!
Als Highlight seien hier noch die Dämmerungsphasen gepriesen. Denn gerade in der Regenzeit zaubert die schräg stehende Sonne unvergleichliche Spiegelungen in die Landschaft. Der weiße Fleck bekommt plötzlich Farbe und gibt seine Geheimnisse preis – man muss nur noch hingehen und die unlöschbaren visuellen Artefakte aufsammeln.

Viajeros de Sudamerica

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Wie reist man auf dem Kontinent?

OK – Wir haben es geschafft, wir haben s getan!!! Wir haben tatsächlich unsere Bikes über den Ozean gebracht und sind los gefahren! – Keine Frage – das ist eine Leistung die Stunden, Tage, Monate an Vorbereitung und Recherchen brauchte. Unzählige Whats App Nachrichten und Telefonate, Hilfe von Freunden, Familie, Kollegen und, und, und……..Und jeder in diesem Kreis sieht die Leistung genau so ein Projekt umzusetzen als gewaltig an, denn keiner den wir kennen, kennt jemand aus erster Hand der das auch schon gemacht hat. Dazu noch mit dem Motorrad……in Südamerika – einem Kontinent der in Europa eher durch Wirtschafts – und Umweltkatastropen wahrgenommen wird!!?? Dazu Korruption, Gewalt, Kriminalität!!! Wenigstens 50% halten uns für verrückt aber auch gleichzeitig mutig und wir uns selbst zwischenzeitlich auch – denn wir können nicht wissen: Wie fühlt sich reisen an auf diesem Kontinent an?


Großartig!!! Schon beim recherchieren wird klar – Reisen ist hier auch völlig normal. Egal ob national oder International, ob geschäftlich oder privat, in den Urlaub, zur Familie, zum Studium oder Arbeit. Google Maps ist voll mit Einträgen zu Ausflugszielen, Wanderwegen, Hotels, Restaurants und Museen – und das in jedem Land des Kontinents. Überall dort findet man Fotos von Reisenden, zu Fuß, getrampt, per Flieger, Bus & Bahn PKW, Wohnmobil und selbstverständlich Motorrad. JAAA Motorrad!


Die Südamerikaner lieben Motorräder und Motorradfahrer Südamerika – schon nach einer Woche verstehen wir warum. Zum einen ist es die Weite und die dadurch entstehenden Möglichkeiten Routen zu wählen die zu Zielen führen die ganz weit draußen sind. Doch im Gegensatz zu Europa gibt kaum Alternativen zu der gewählten Route nach ganz weit draußen was wiederum bedingt dass sich die Reisenden auf diesen Routen begegnen.


Diese Begegnungen sind die Essenz des Reisens und schmieden vor allem hier auf dem Kontinent eine Allianz – völlig unabhängig der Nationalität oder der Reiseuntersatzes. Schon als wir unsere Uruguay Runde drehen schlägt uns eine Menge Sympathie auf der Straße entgegen – und dabei ist noch nicht mal ersichtlich das wir aus Alemania sind!? Lediglich unsere Mopeds fallen auf, da das Model Yamaha Tenere 700 hier nicht angeboten wird – nur in Chile seit 2023. Alle die motorradbegeistert sind wissen das und unsere Mopeds sind Muy Lindo!!!!!! Das macht die Maschinen umgehend zum Foto Objekt – mit oder ohne uns, mit Papa, Sohnemann, Tochter und Mama…….Und dann das Nummernschild?? – kann niemand einordnen – weder URY, ARG, BRA, PRY???????……Wir beobachten oft wie die Leute im Auto hinter uns anfangen zu googlen. Alemania!!!!!!!! Das ist nicht zu fassen!…..“und sie kommen hier her um unser Land zu bereisen?“ „Si porque no?“


Das geht in Argentinien genau so weiter und wird sogar noch besser. Als wir aus Buenos Aires heraus auf die Ruta 3 biegen um endlich Meter nach Süden zu machen bekommen wir von jedem zweiten LKW Lichthupe, auch von jedem 4ten PKW!!!??? Die, die wir überholen tun oft das Gleiche??? Natürlich überholen wir so wie bei uns zu Hause!!!………beruhigt Euch Leute!!!…..wir wissen von Europa die eigene Geschwindigkeit in Raum und Zeit sehr gut einzuschätzen, und unsere Motor Power reicht für Euch alle………!!! Es dauert rund 1000km bis wir begreifen, dass es keine Warnsignale sind, sondern dass man uns als Reisende wahrnimmt….und anfeuert! YEAH – zwei Biker – verwegen mit Gepäck im Kampf gegen den Wind, die Pampa, Endlosgeraden und Einsamkeit – und ja – auch deren Gefahren!! Keiner checkt in dieser Situation wo wir her sind – geschweige denn aus Alemania und dem alten Kontinent.


Wenn wir am Mirador oder sonst wo halten – das selbe Spiel wie in Uruguay. Dabei ist es niemals aufdringlich oder anmaßend. Es ist unglaublich mit wieviel Respekt und freundlichen Ratschlägen man uns für unsere Unternehmung begegnet und wir versuchen natürlich den Respekt als Gäste des Landes zurück zu geben. Dabei spielt es wiederum keine Rolle ob wir von einem Familienvater im abgehalfterten argentinischen FORD Falcon oder der gutbetuchten brasilianischen Familie im Mercedes Benz Wohnmobil angesprochen werden – es sind ausnahmslos freundliche bis herzliche Begegnungen!


Hier in Südamerika kommuniziert die Reise Comunity scheinbar auf Augenhöhe, niemand schaut auf den anderen herab! Besonders in Argentinien – das sei hervorzuheben! Scheißegal was du fährst – ob MAD MAX Wohnmobil oder 60 jahre alten Benz Hauber, klassischer VW Bulli, Reisedampfer, 50jahre alter PKW, Moped, Chopper oder Superenduro – man erkennt dich, man erkennt sich – und findet zusammen!!! Dabei Reist man auch gerne mit Hund und Katz. Jaaa!! – Auch auf dem Motorrad!!! Wir treffen ein argentinisches Pärchen -sicher ende 60, dass auf ihrem 400er Chopper nebst Campinggepäck auch noch den Vierbeiner mit nach Feuerland nimmt. Oder der Kanadier der hinten auf dem Bock einen wirklich großen Wuff als Sozius mit durch die Welt kutschiert!! Dort wo man sich trifft werden dann reisepersonalisierte Sticker des jeweiligen Trips ausgetauscht oder an Wände, Scheiben und Schilder gepappt. Mit Internet Adresse ………falls mal jemand was braucht.

Wir beginnen zurück zu Grüßen > Trucks, PKWs, Radfahrer, Mopeds sowieso! Wer hier liegen bleibt muss nur beim nächsten Fahrzeug die Hand heben – keine Frage – es wird halten und es wird Hilfe angeboten – so wie nur irgend möglich. Wir haben uns noch niemals beim Reisen so gut gefühlt wie hier – jaaa das Feeling ist real!!

Solch ein Zusammenhalt ist uns in Europa (auch unter Bikern) wohl mittlerweile leider etwas abhanden gekommen, und leider allzu oft einem hochnäsigen Prestigedenken gewichen – what a shame!!! Und in diesem Zusammenhang beginnen wir uns selbstkritisch zu hinterfragen – bestens ausgestattet mit Material und Moneten auf einem Kontinent, wo sich 80% der Menschen weder jährlich einen Urlaub leisten können, geschweige denn 6 Monate mit bester Hardware!!????? Doch statt Neid oder Abneigung schlägt uns Bewunderung und Freude entgegen – Alemania!!


So und so werden wir an unsere Wurzeln erinnert, als wir mit 16 und der Simson vollgepackt nach Pilsen zum Camping aufgebrochen sind! Pilsen – was für eine Entfernung!??? Heute und hier lächerlich! Auf diesem Kontinent starten Paare gemeinsam auf einer China 150er von Buenos Aires nach Feuerland – natürlich mit 100%Camping!!! Was anderes können Sie sich nicht leisten!!! Und das ruft voller aufrichtiger Ehrlichkeit unsere Bewunderung hervor. Nicht wir – sondern sie sind die wahren Helden der Landstraße!! Enthusiasten wie ein Pärchen aus Ecuador, welches mit einer 200er Honda nach Ushuaia fährt. Mangels Verfügbarkeit von Motorrad Schutzkleidung haben sie sich Volleyball Schützer über Jeans und Jacke geschnallt und darunter alles an was geht. Sie frieren fürchterlich als wir sie in Calafate an der Tanke treffen. Aber Sie wollen das unbedingt machen und als wir Sie um ein Foto bitten strahlen Sie heller als die Sonne. Es wärmt Ihr Herz , dass zwei perfekt equipte Alemanos ihnen Respekt zollen.


Oder auch die kolumbianischen Pärchen – beide gerade mal so groß wie ihre 600er hoch bepackt! Die einen haben zudem noch ein paar Reifen drangedengelt – so ne Fuhre muss sich steuern lassen wie ein Raketentransporter…..doch in 5 km beginnt der Schotter!!! – Sie wissen was sie tun.
Genauso Rodrigo – der fahrende Poet. Seit 6 Jahren mit einer 125er durch Argentinien unterwegs um an Schulen die Muttersprache und Literatur zu unterrichten. Oder die beiden jungen Brasilianer die wir gerade am Fin del Mundo treffen als sie mit ihrer 300er nach Alaska Fairbanks aufbrechen. WOW, YEAH! Wir sind nichts gegen euch – und doch sieht deren aller Antwort völlig gegenteilig aus – Bienvenidos viajeros de Sudamerica – ustedes son parte de nosotros!!!! Bon Viaje!!!


Doch es geht auch anders. Wir lernen eine Gruppe geführter Motorradfahrer kennen, die für 18 Tage Reise und 20 Übernachtungen mit Essen pro Person so viel Geld ausgeben wie wir ungefähr für unsere ganze Reise incl. Transport!!! Getränke, Sprit, Flug und Sozia kommen bei denen dann noch extra! (Ihr dürft gerne Googeln) Das alles um hier mit einer 1200GS hinter dem Guide herzufahren und sich in vermeidlicher Sicherheit wiegend den wilden Outdoorer zu mimen – denn ein Begleitfahrzeug für Gepäck und Service ist immer dabei. Das klingt sicher fies – vielleicht ist es das ja auch – aber mehr fällt uns dazu nicht ein. Den Gipfel allerdings stellt eine Gruppe geführter Wohnmobilisten aus D / A / CH dar. Die geben pro Person (nicht Wohnmobil!) das doppelte von den Motorradfahrern aus!! Zwar für 7 Monate – aber die Leistungen sind schnell erzählt: Landesprachliche Betreuung und Unterstützung der bei den Formalitäten der Grenzübertritte, Roadbook, Koordinaten für Treffpunkte und 20 Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten mit deutscher Führung.
Transport, Flug, Campingplatz, Sprit, Verpflegung – ja das ganze tägliche Leben kommen extra! In diesem Tross sind sogar noch drei Weltreise LKW dabei die für ganz, ganz, ganz weit draußen gemacht sind!! Das verschlägt uns die Sprache und jedem Südamerikaner wahrscheinlich auch.


Aber auch weitere alternative Möglichkeiten bzw. Personen die diese nutzen begegnen uns. Es gibt praktisch vom Motorrad über das Auto bis zum Oversize Camper alles zu mieten. Wir treffen zwei junge Franzosen, die sich in Bolivien eine 250er Irgendwas gekauft haben und hier unterwegs sind – zwei Griechen hatten in Peru diverse Mopeds beschafft. Expeditions LKWs aus Europa, Fahrradfahrer, Tramper, Busreisende, – aber alle auf eigene Faust! Und wer sich drauf einlässt wird mit Sicherheit den Respekt und die Leidenschaft der Kontinentalbewohner für Traveling in Southamerika erfahren.


In diesem Sinne wer nicht wagt…………..

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Die Mitte des Kontinents

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Die Mitte der Anden

Ein weiterer Grund ist, dass wir scheinbar schneller reisen als in Patagonien – doch dass ist nur subjektiv der Fall. Vielmehr ist es so, dass die Landschaftsmonumente oder auch spektakulären Routen viel enger zusammen liegen als im Süden des Kontinents. Vor allem in Anden Nähe – oder eben auch mittendrin – wird man dermaßen mit Eindrücken bombardiert, dass es kaum noch zu verarbeiten ist. Was hier täglich – auch in kürzeren Distanzen – auf einen einprügelt ist schwer zu sortieren und nur noch mit Bildern zu beschreiben.


Schon allein die Höhen zu erreichen, welche in Europa nur die höchsten Gipfel bieten können ist ein unglaublicher Moment des Glückes und oft atemberaubend – im wahrsten Sinne. Der Weg sich zu akklimatisieren, die Art wie es funktioniert, die Temperaturunterschiede auf dem Altiplano, Tageszeit abhängige Farbenspiele und natürlich trotzdem die Entfernung zwischen den urbanen Flecken – all das setzt sich zu einem wunderbaren Puzzle zusammen welches aus der Entfernung unmöglich erscheint. Wer Sehnsucht nach der Allmacht von Mutter Natur hat fühlt sich genau hier richtig aufgehoben und einsam zu gleich. Das gilt natürlich auch für das Tiefland in welches wir nach Iguazu einen Abstecher (mit dem PKW) unternehmen und am Ende die gleichen Bedingungen wie für das Hochland feststellen.

Wir kommen auf Höhen bis zu 4971 m/üNN und erfahren Temperaturen bis 39 Grad bei 70% Luftfeuchtigkeit. Durchqueren Land – knapp 500 km ohne Ortschaft, doch wer hier reist muss niemals allein sein. Wenn Du ein Problem hast wird der nächste der vorbei kommt halten und Hilfe bieten. Keiner ist satt, hat wegen Reichtum geschlossen, oder ist misstrauisch dem Fremden gegenüber. Dies bedingt zwangsläufig wieder Begegnungen zu lokalen Menschen und/oder soziale Beziehungen zu anderen Reisenden. Erstere bieten Einsichten in die Struktur der Bevölkerung des Kontinents, Zweitere in die verschieden Arten, Weisen und Gründe eine Reise zu unternehmen. Und so kommt es, dass wir durch – bereits im November zu einem Schweizer geknüpfte Verbindungen – auf unserem Tripp plötzlich mal 2 Wochen zu dritt unterwegs sind. Der kannte wieder jemand der ebenfalls mit einer T7 unterwegs ist. So finden wir mit Cedric zusammen der auf Weltreise ist, und zufällig auf der gleichen Route unterwegs wie wir. Mit Ihm treffen wir in Salta nach drei Monaten auch den Schweizer Christian wieder – genauso wie wir Anne aus Tanna, tausende km vom letzten Mal entfernt.

Jeder Einzelne – jede einzelne Reise, wäre es wert philosophisch tiefer beleuchtet zu werden – doch dazu fehlt uns von hier schlicht die Zeit, da die Priorität ja auf unserer Eigenen – und damit dem erreichen selbst gesteckter Ziele liegt.
Von daher soll dieser Artikel in ein paar Bildern und Videos die Vielfältigkeit der Mitte des Kontinents – die Mitte der Anden Beschreiben, mit dem Versuch die hier geschriebenen Worte zu untermauern. Wer mehr vom letzten Monat sehen will checkt bitte unsere Polarstep Site.

Carretera Austral/Ruta 7

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Die Legendäre & Unvollendbare?

Das Territorium südlich von Puerto Montt (wir reden hier immerhin von einem Viertel des Landes) ist extrem dünn besiedelt und sehr zerklüftet, darüber hinaus herrscht ein strenges, kühles und niederschlagsreiches Klima, so dass eine Straße nach Feuerland technisch und wirtschaftlich lange Zeit unmöglich erschien.

Ausgerechnet unter Diktator Augusto Pinochet begann 1976 der Bau der Carretera Austral, der Ruta 7 durch die südlichen Fjordregionen bis ans Patagonische Eisschild. Als Prestigeprojekt und strategische Sicherung der Regionen verschlang die Strecke bis Anfang der 2000er Jahre rund 200 Millionen US Dollar – und das ohne Asphalt.
Dabei wurde die Ader nicht einfach von Norden nach Suden getrieben, sondern man begann an verschieden bereits existierenden Urbanen Gebieten wie z.B Puerto Asien, Coyhaique oder Cochrane aus um die dort schon vorhandenen Städtchen, Dörfer und Farmen auch mit Stichstrecken zu verbinden. Diese Ortschaften waren vorher entweder nur per tagelanger Schiffspassage oder über die argentinische Ruta 40 (damals auch nur Schotter) zu erreichen.


Doch da die beide Länder lange Zeit zueinander kein gutes Verhältnis hegten, und es immer wieder bis in die 2000er Grenzstreitigkeiten gab, war die Ostroute durch ARG in die Südregion auch keine sichere Option für Chile.
Auf Ihrer heutigen Länge von rund 1350 Km bis zu jetzigen Endpunkt bei O-Higgins, verläuft die Ruta 7 auf einer einzigartigen kurvenreichen Berg – und Talbahn durch eine Märchenlandschaft, die in dieser Form weltweit wohl einzigartig ist. Obwohl man nie wirklich eine Meereshöhe von mehr als 400m erreicht wechseln die Aussichten zwischen südlichem Regenwald, Canyons, Fjorden oder Südtirol…..dazu kommen Seen und Flüsse mit bisher unbekanntem blauen Farbton im 15min Takt. Bei schönem Wetter alle 10 min mit Mirador Gletscherblick, deren Namen man sich auf Grund der Anzahl nicht mehr merken kann!!!……alles ab 2000m Höhe trägt hier vornehmes Weiß auf der Haube!!


Auf Grund des Schotters – auch der groben Sorte – Jahrzehnte lang nur unter Fernwehtouristen und Einheimischen und beliebt/bekannt, entwickelt sich diese Straße für Chile nun zur langfristigen Investition in den Tourismus der ganzen Region. Obwohl es noch einige kurze Unterbrechungen der Asphaltdecke gibt (je 20 bis 30km) und die Stecke mittlerweile bis 100km hinter Coyhaique völlig fertig gestellt ist, darf die Ruta 7 weiterhin als Sehnsuchtsstrecke und Traumstraße für Abenteurer gelten!!! Auf unserer 3 tägige Passage von insgesamt 600 km treffen wir hunderte Motorrad-Fahrrad-und 4×4 Treiber aller Herren Länder – WOW!!


Wer jetzt von Euch harten Gesellen da draußen allerdings glaubt, dass das Abenteuer mit der fortschreitenden Asphaltierung schwindet täuscht sich gewaltig!!! Wie man hört ist im 30ig Jahresplan der chilenischen Regierung die die Vollendung der Ruta 7 bis Puerto Natales entlang der Westseite des Patagonischen Eisschildes bereits in Angriff genommen worden!!! What the Hell!!!! Unter militärischer Bauführung treibt man die Route in beide Richtungen voran – und das von Orten aus, die maximal Siedlungscharakter ohne bestehende Wege haben!!! Falls dass jemals Realität werden sollte, reden wir von einer kommenden Piste durch eine der niederschlagsreichsten und kühlsten Regionen der Erde!!! Auf 700km mit 3 weitern Fähren ohne Ortschaft!!!! Challenge accapted!! – Wir müssen wohl zurück kommen mit 80 Jahren auf die Ruta Siete nach Feuerland bis zum Fin de Camino!!!!!

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Fitz Roy, Cerro Torre & El Chalten

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Die Silhouette des Tourismus

Der Grund ist die (neben den Torres del Paine/Chile) bekannteste Silhouette der Südlichen Anden – das Fitz Roy Massiv mit seinen Gletschern. Völlig unverkennbar, majestätisch und noch gewaltiger erhebt es sich aus der Prärie als alles zuvor gesehene. Der Fitz Roy Gipfel mit seien 3406m thront dabei scheinbar übermächtig neben seinen Nachbarn die Teils ebenfalls ähnliche Höhen erreichen aber entweder in weitere Ferne liegen oder nicht solch ein markantes Gesicht haben – bis auf einen, der Cerro Torre – dem „unmöglichen“ Berg.
Wie eine Nadelspitze schraubt er sich fast senkrecht nach oben und ist bei über 3133 m Gipfel höhe keine 50m breit. Unendlich viele Dramen haben sich hier schon abgespielt, denn lange Zeit galt der Berg in der Szene als unbezwingbar. Und doch – oder gerade darum, machten sich immer wieder Seilschaften daran das unmögliche möglich zu machen – viele davon mit tödlichem Ausgang. Zum einen ist es sicherlich die extreme Topographie des Cerro Torre, doch auch der nicht ganz so steile Fitz Roy forderte immer wieder eine Menge an Blutzoll. Erst 1970 erreichten Cesare Maestrie, Carlo Claus und Enzo Almimonta den Gipfel des Cerro und auch wieder heil das Tal.


Die extremen und fast unvorhersehbaren Wetterverhaeltnisse hier am Patagonischen Eisschild in Verbindung mit den steilen Wänden der Berge machen die diese Gipfel zu den schwierigsten der Welt, der Cerro Torre davon mit dem höchsten Grad.1974 harrte eine Seilschaft auf 2000m 3 Wochen!!!!! In der Wand der Nadelspitze aus, da Wind und Schnee keine Bewegung mehr nach oben oder unten mehr zuließ! Völlig Irre!!!


Soviel Einzigartigkeit an Natur und Alpinismus braucht natürlich eine Basis und lies am Fuße der Berge das Dorf El Chalten entstehen. Es ist heute ein Touristenort par Exzellente und damit eigentlich überhaupt nicht das was wir suchen – aber etwas Anderes gibt es nicht. Natürlich hat es seine Vorteile ein Überangebot an Unterkünften, schicken Bars, Restaurants, und begleiteten Trekkingtouren zu haben – aber letzteres brauchen wir (noch) nicht und die Einheimischen stehen leider auch eher hinter dem Tresen als davor – sind weniger unters Volk gemischt als in Ushuaia oder Calafate. Kastellan spricht maximal ein viertel der Leute, der Rest ist Englisch, Französisch, Portugiesisch oder Deutsch – auch Südafrikaner Co Campen neben uns! Wenigstens sind die Bierpreise während der Happy Hour wirklich gut und die Happy Hour geht von 16.00 bis 20.00 Uhr. Das ist dann genau richtig um sich nach einer 23 km langen Wanderung im Hochgebirge (hin/rück) zum Mirador Tres Lagos oder der Laguna Torre in der Sonne zu belohnen. Apropos Sonne – wir sind 3 volle Tage in El Chalten und haben 2 davon bei bestem Wetter. Wir sehen alle Gipfel des Massivs und die Gletscher teils ohne Wolken – hätten wir vielleicht zum Gipfel aufbrechen sollen???!! Que Suerte y Adventura!

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Torres del Paine

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Eingebrannt für immer

Bei sich nun wechselnder Wetterlage (vor 5 Tagen hatte es hier geschneit und die ganze Gegend war regnerisch Wochen bedeckt) tauchen wir 30 km hinter der Stadt in die Berge ein mit dem Feeling, dass die Gipfel ringsum wenigstens 2000m haben, aber die sind nur 1.4 bis 1.6…….Der Asphalt ist griffig doch auch mit Schotterabschnitten und teils tiefen Löchern, die Wolken klaren immer mehr auf, es wird heller aber auch der Wind nimmt immer mehr zu, vor allem starke Böen. Doch ringsum steht Wald, kein Problem, wir behaupten uns wacker gegen die stürmischen Angriffe dieses Elements und unmerklich zieht uns die Landschaft immer mehr in Ihren Bann. Es geht an einer Bergflanke eine sanfte Steigung hoch und urplötzlich werden wir zum Fotostopp gezwungen!


Unter uns ein gigantischer See in welchen ein türkisfarbener Fluss mündet. Dieser kommt aus einem hellgrünen Tal, welches wiederum in der Ferne einem dunkelblauen Bergmassiv zu entspringen scheint. Das Massiv ist wild zerklüftet mit markanten Spitzen und Gletschern darauf und erhebt sich mit steilsten Wänden aus der Ebene. Sicher gibt es in den Alpen auch ähnliche Erscheinungen – nur wer z.B. vor der sicherlich Erhabenen Eiger Nordwand steht (die Eidgenossen mögen mir das nach sehen), befindet sich auf der kleinen Scheidegg bereits auf 2000m/üNN und ist mitten im Hochgebirge. Hier haben wir 100m Meereshöhe und die Gipfel steigen aus dem nichts auf über 3000! – Das wirkt!!


Wir rücken weiter in den Nationalpark vor, und kommen damit auch diesen magischen Spitzen näher – WAHNSIN dieses Panorama – doch gewinnen wir kaum an Höhe!? Deshalb werden die Berge scheinbar überdimensional, aber auch der Wind – und der ganz real! WIND, sind wir mittlerweile seit 5000 km gewohnt – auch starken, böigen, und wir glauben gerüstet zu sein, für Alles was da kommen möge. Doch als wir über eine mit Wildpferden bestandenen Ebene fahren drückt uns eien seitliche Böe um ein Haar von der Piste in den Graben…..wirklich mit Glück und sofortiger Reaktion kommen wir im „Bankett“ zum Stillstand…..und selbst in diesem Bewegungsstadium sind unsere Fuhren kaum zu halten bis der Angriff vorbei ist!!! Puh……Schotter und Böen sind wirklich eine Scheiß Kombination!


Etwas verkrampft steuern wir um eine Ecke und hier ist es plötzlich windstill, und der türkise See begleitet uns ab jetzt – doch Vorsicht! – es ist eine lieblich – trügerische Ruhe!!! Mit jeder Kurve und Talenge wird es wieder schlimmer! Auf dem See sind plötzlich Wellen wie auf dem Meer, der Wind erzeugt Wirbel die das Wasser hochziehen und wenn er an Land auf die Straße trifft nimmt er auch den Staub noch mit. Damit werden wir dann mehrmals gestrahlt und auch beinahe nochmals umgehauen – obwohl nun vorgewarnt und krampfhaft den Lenker in der Hand (schaut Euch die Videos an ;-))– das ist Abenteuer! Für die 138km Strecke brauchen wir an diesem Tag 6 Stunden!


Das Massiv der Tores del Paine ist ein östlicher Ausläufer des Patagonischen Eisschildes, welches sich über hunderte Kilometer und tausende Gipfel in Nord/Süd Richtung erstreckt. Die Kaltluft der Gletscher nehmen als Fallwinde Fahrt auf und werden durch die zerklüfteten Schluchten teils auf 150 km/h beschleunigt. Zudem drückt der Pazifik immerwährend Wolken in die Gletscherwelt, was dazu führt, dass die Westseite der Süd Anden permanenten Niederschlag ausgesetzt ist, während die Ostseite im Niederschlagsschatten liegt und fast nahtlos in die Prärie übergeht in der es relativ warm ist. Dazu kommen allein im Süden des Massivs auf 40km Länge 5 Große Seen und obendrauf noch mal 10 kleinere die sich in ihren Farben und Ausrichtung deutlich unterscheiden aber auch den Wind beschleunigen und auch verteilen. Das einzige was hier beständig ist, ist die Unbeständigkeit, des Wetters, denn nachts lässt der Wind oft deutlich nach. Dann allerdings sinken die Temperaturen auch schnell auf 5 Grad, tagsüber gibt es immerhin 13 im Schatten und bis 20 in der Sonne……es ist Sommer! – stundenweise.


Warum werden sich viele Fragen sind wir dann hierher gekommen? Eben deswegen!…..Und weil dieser ständige Mix auch ständig neue Perspektiven eröffnet! Und wenn erst die Sonne raus kommt sind die Granit Türme del Paine und die ganze umliegende Landschaft wohl der Olymp für bergaffine Natur Liebhaber weltweit. Als berühmtestes Motiv gilt dabei zweifellos die Dreiergruppe Torre Sur, Central und Norte – besonders vom Mirador der zugehörigen Gletscher Lagune Base de Torre aus gesehen. Von hier steigen diese Spitzen ebenfalls noch mal 2000 m fast senkrecht auf, und wer hier steht fühlt sich sehr klein. Das liegt auch daran, dass die Torres von weiteren ähnlich hohen Gipfeln flankiert werden mit denen sie zusammen ein U bilden. Da steht man dann und ist total geflasht! – Erst recht wenn der Hintergrund als Kontrast zum felsigen Ton das Blau und Weiß des Himmels ist – Bingo und welch Belohnung für einen 10 km langen und dreieinhalbstündigen Aufstieg.


Aber auch die andern Gipfel wie z.B. der Cerro und der Cuernos del Paine sowie der Monte Almirante Nieto, einzeln oder im Ensemble bleiben nicht nur für Alpinliebhaber unverkennbar und – einmal gesehen – für immer im Gedächtnis, dazu der natürlich verzweigte Rio Paine, die Laguna Azul, Salto Grande und, und, und…….Von einem Gaucho geführt kann man diese Weiten sogar als Greenhorn auf Pferden bereiten, und das auf Pfaden wie in Film!

Als wir uns vor rund vier Wochen am Atlantik mit ein paar argentinischen Bikern über unsere Tour unterhalten hatten, sagte der Eine: „Was ihr in Chile sehen werdet wird sich in Eure Netzhaut einbrennen!“ – Ist schon passiert!!! – und wir sind gespannt wie viele Asse die Anden noch im Ärmel haben!

Ushuaia & El Fin del Mundo

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Wenn man von Buenos Aires kommend im Zick Zack und auf der Ruta 3 die Küste herunter gekommen ist und dabei auf 5000 km weder wirklich Kurven noch Berge nach den uns bekannten europäischen Maßstäben erleben konnte, nimmt man die Veränderung der Landschaft nach der Stadt Rio Grande schon als dramatisch war. Es gibt statt gelber Steppe und salzigen Wasserlaachen wieder Wald, saftige Weiden und riesige Süßwasserseen. Dann zaubert die Bergkette der Fuegischen Anden jedem der sich ihr nähert ein riesiges Grinsen ins Gesicht und plötzlich geht es da drüber – Yeah!
Die Berge unterscheiden sich nicht wirklich von den Alpen – steil, schroff und immer noch teils Schnee bedeckt. Aber die Vegetation in Ihrer Ursprünglichkeit, die vom Wind schräg gewachsenen Bäume die keine Tannen oder Kiefern sind, dichter Urwald, völlig unbewirtschaftet und auch undurchdringlich – machen bewusst dass wir nicht in Europa sind. Und dann erreichst Du tatsächlich die Stehlen am Ortseingang von Ushuaia……es ist kaum zu glauben und ein unbeschreiblich großes Gefühl.
Wenn man die argentinischen Städte der Ostküste kennengelernt hat, die kaum eine Erhebung kennen, nur in Blocks aufgeteilt sind und ihr Gesicht mit wenigstens 5 hässlichen viel zu hohen Neubauten erkaufen mussten, überrascht einen Ushuaia auf den ersten Blick – so wie die Veränderung der Landschaft auf die letzten 150km, zumindest vordergründig.

Schon auf Grund ihrer Hanglage erscheint sie überschaubarer als alles was wir bisher kennen, wenngleich die Ausdehnung des urbanen Gebietes sich auch auf über 10km Länge erstreckt. Doch in der Breite sind es nicht mehr als 2km und auf Grund des Gefälles zum Meer hin somit überschaubar. Dieses Gefälle und die Falten des Erdmantels setzen zudem auch der quadratischen Einteilung in Blocks Grenzen, es gibt kein herausstechendes Gebäude dass vom inneren Empfinden sofort als unpassend disqualifiziert wird.


Dafür sind die Häuser bunter und haben spitze Dächer mit Schornsteinen (wenn meist auch nur wegen Gas). Das Grün, Blau, Weiß und Braun der Umgebung bettet die Stadt farbenfroh in die Landschaft hier am Beagle Canal darüber hinaus es gibt das was man Wetter nennt. Frühling, Sommer Herbst und Winter können hier auch mal an einem Tag durchziehen – das mach sympathisch zumindest für Abenteurer.
Doch wenn man in die Stadt abtaucht erwartet einem in vielen Bereichen genau solch abenteuerliche Improvisation wie wir Sie in den andern Städten, bzw. Argentinien angetroffen haben. Die Stromleitungen sind alle überirdisch verlegt. Parallelstraßen zu den Hauptadern oder Abzweige in neue Wohnviertel sind nicht asphaltiert – wenn es drei Tage nicht geregnet hat staubt es wie irre und der scheinbar immerwährende Wind verteilt den Dreck überall. Darüber hinaus gibt es keine geordnete Baustruktur – jeder (so scheint es) macht was wer will oder was der Geldbeutel hergibt, und das hinterlässt selbst in besseren Gegenden oft auch hässliche Bauruinen. Der soziale Wohnungsbau gebährt Gebäude die bei uns maximal als Knast Block durchgehen und eher an Russlands verbotene Städte erinnern.

Motorisierte Verkehrsteilnehmer im allgemeinen setzen auf das Motto „solange die Karre anspringt ist sie fahrtauglich“, oder auch „loud Pipes save Lives“, und im kommerziellen Bereich ist „Efectivo“ (spanische Bezeichnung für Cash((welch eine Wahrheit!)) auch hier durch nichts zu ersetzen – gerne in US Dollar. Dafür gibt’s dann ne handgeschriebene Quittung – bestenfalls.


Was es jedoch in jedem Fall gibt, ist Höflichkeit und Gastfreundschaft – hier sogar häufig mit englisch oder auch deutsch Kenntnissen angereichert – und das ist für argentinische Touristenorte nicht immer selbstverständlich. Es gibt eine Mainstreet mit allen Souvenir und Markenläden, die der Besucher oder stielbewusste Einwohner braucht und mit urigen Kneipen in denen die Preise doppelt so hoch sind wie zwei Querstraßen weiter in der Quartiersschenke. Dazu Museen, Restaurants, Spa – und Wellness Tempel der Oberklasse und natürlich ein Hard Rock Café – nicht schlecht für das Ende der Welt!


Doch das ist Ushuaia definitiv nicht, denn das Ende liegt 23km weiter westlich an einem Ort namens Lapataia! Gleich an der Stadtgrenze Richtung Westen geht die Ruta 3 in Schotter über – wahrscheinlich um das Feeling – vor allem bei den kreuzfahrenden Bustouristen so real wie möglich zu gestalten – denn bei der Bedeutung für den lokalen Tourismus kann man es sich nicht anders erklären, dass diese Strecke nicht asphaltiert wird…..schließlich kostet auch der Eintritt 7 Euro pro Person in den gleich folgenden Nationalpark Park Tierra del Fuego in dem das Ende liegt. Aber es lohnt sich – dichter, undurchdringlicher Urwald, dazwischen Sümpfe und Moore, kleine und große Seen glasklarem Wassers. Darüber hinaus wilde Pferde und eine Fauna die sich deutlich von der unsrigen unterscheidet.

Doch es gibt auch einen anderen Weg sich diesem Naturparadies zu nähern – mit dem Tren del Fin del Mundo!
1902 beschloss die Provinzregierung von Feuerland den Bau einer Feldbahn welche die Stadt Ushuaia mit Brennholz und Baumaterial aus den unerschöpflich scheinenden Wäldern versorgen sollte. Deren Bau wurde von den Sträflingen der hier angesiedelten Kolonie immer weiter vom Stadtrand hinaus in die Wildnis getrieben, die Bahn tat 45 Jahre ihren Dienst. 1947 wurde Feuerland von einem schweren Erdbeben heimgesucht, welches 70 Prozent der Strecke und Bahnanlagen zerstörte. 1952 wurde die Sträflingskolonie geschlossen und die Bahn verfiel in einen Dornröschen Schlaf, wurde nicht wieder aufgebaut. 1994 begann durch einen privaten Investor eine Wiederbelebung, und so ist der Zug am Ende der Welt heute eine feste touristische Größe im Kreuzfahr – Bus & Fin del Mundo Dreieck. Auch wenn die Endstation der Bahn immer noch 8km von Lapataia entfernt liegt sind die Züge mit rollendem Material aus Epochen Anfang des vorigen Jahrhunderts gut gefüllt. Es gibt es wohl kaum eine romantischere Vorstellung ans Ende der Welt zu reisen als mit dieser Bahn.


Doch nach den weiteren 8 km ist plötzlich Schluss mit allen Wegen, mit der Ruta 3 – das kontinentale/interkontinentale Straßennetz der amerikanischen Kontinente endet abrupt in einer Bucht des Beagle Kanals, noch 100m Steg zu Fuß – das wars. Nichts spektakuläres wie das Nordkap, aber was für ein symbolischer Ort für fernwehgetriebene Abenteurer und sehnsuchtsvolle Gedanken. Von hier nach Prudhoe Bay Alaska sind es 17848km – und es gibt nicht wenige für die dieser Ort Anfang statt Ende ist!

Trotz allen Trubels bieten sich tatsächlich Zeitfenster in denen Mann/Frau hier draußen für Minuten ganz allein ist – und dann fühlt man sich wirklich wie am El Fin del Mundo.

LP

Cabo Raso

Veröffentlicht in: Abenteuer, Ort, Reise | 5

Ein Haus im Sturm – oder – Wo sich die Elemente küssen



Doch Straße bedeutete damals prinzipiell Schotter und Dreck und die Fahrzeuge der 1910er bis 1950iger Jahre waren weder mit großer Langsteckentauglickeit, Allradantrieb oder Zuverlässigkeit gesegnet und die Distanzen zwischen den Orten sind noch heute gewaltig. Deshalb wurden an bestimmten Orten wo oft bereits eine Telegraphenstation oder eine Hazienda bestand hatte eine Werkstadt, ein Hotel und andere Infrastruktur wie z.B. Polizeistation eingerichtet.
Um das Cabo Raso hatten bereits Ende der 1890 ein paar deutsche, französische und norwegische Familien Land in Besitz genommen, welche nun auch entscheidend zur Errichtung und Funktion der Infrastruktur als auch zu einem funktionierenden dörflichen Leben beitrugen. Als jedoch das Verkehrsaufkommen und auch der Bedarf an schneller Beschaffung von Waren und Gütern zunahm entschied die Regierung den Bau einer neuen Straße – der Ruta 3 – mit endlosen Geraden und durchgehend asphaltiert – bis zu 70 km Luftlinie entfernt von der Küste durch die Pampa zu treiben. Mit Fertigstellung eines jeden Abschnittes starb ein andrer kleiner Ort der Ruta 1, und die letzte Bewohnerin 1985. Die Gebäude wurden verlassen, verfielen oder wurden geplündert, Cabo Raso ward alsbald vergessen.
Das änderte sich um 2006 als zufällig Eliane Fernandez Müller mit Ihrem Mann Rodrigo und ihren beiden jüngsten Kindern hier ein paar Tage Outdoor Camping am Meer verbrachten. Schon lange waren Sie auf der Suche nach eigenem Land außerhalb der Städte, verliebten sich in diesen Platz – das Projekt Wiederaufbau mit sanften Tourismus begann.
In jahrelanger ehrgeiziger Arbeit entstand Stück für Stück ein wundervoller Ort liebvoller Improvisation. Es gibt 3 geräumige Zimmer im Haupthaus, zudem 3 kleine Häuser mit Vollausstattung. Dazu einen großen Gemeinschaftsraum mit Kamin und Ofen der gleichzeitig auch als Gastraum dient, denn es werden auch für Durchreisende Speien und Getränke angeboten. Doch nichts hier ist High End oder nur annähernd dass was wir in Europa Standard benennen würden – ganz im Gegenteil – die Funktion und Kommunikation steht im Vordergrund! Jedoch ist alles sehr liebevoll gemacht und auch dekoriert – jedes Mobiliar, jeder Fensterrahmen, Waschbecken, Bett, Schrank stammt aus verschiedenen Epochen – oft noch aus der Gründerzeit des Ortes, und das spürt man. Kein Fenster kein Türspalt ist dicht, es zieht und pfeift denn der Pampawind ist unnachgiebig. Es gibt kein Internet, kein TV – die Elektrizität im ganzen Haus ist auf 12V umgerüstet – wenn man warm duschen will muss eine Stunde vorher der Badeofen angeheizt werden. Dafür gibt es Bücher in verschieden Sprachen und Halbpension – einzig gesammelt als auch angerichtet von den Eheleuten. Es gibt unbezahlbare Gespräche mit Ihnen über das Leben hier draußen, sowie den genauso unbezahlbaren und unverbaubaren Blick auf den völlig unberührten Atlantik. Hinter dem Dünendamm, sind Nandus, Lamas, Schafe und Maras die auf Steinwurfweite heran kommen.
Wer back to the Roots will wird hier fündig und auch auf genau die Art Mensch treffen, welche dem Irrsinn der schneller, höher, weiter Ideologie überdrüssig sind. Doch genau dann wenn man sich dabei ertappt eben Dies hier für sich als immer andauernde Maxime zu erheben, wird einem bewusst was es bedeutet hier draußen zu leben. 85 km Schotter ohne Brücken > wenigstens 1,5h Fahrt bei gutem Wetter in die eine Richtung zu einem Ort mit Supermarkt, Tankstelle, Arzt etc. entfernt (in die andere Richtung 160km) machen bewusst, dass die Freiheit einen Preis hat – den der andauernden täglichen Improvisation ohne jegliche Gewissheit.
Und doch strahlt ganze Anwesen eine außergewöhnliche Ruhe aus, eine Station und Festung zwischen den Elementen Erde, Wasser, Wind wie sie besser nicht aufgehoben sein könnte. Als wir ankommen, pfeift der Wind ablandig mit rund 40 km/h und 31 Grad. Wir möchten gerne die Zelte im Windschatten mit Blick zum Meer aufstellen, doch das ist leider nicht gestattet – nur hinter dem haus auf einer Wiese. Nach kurzer Führung von Eliane durchs Anwesen entscheiden wir uns aber für ein Zimmer denn solcher Enthusiasmus soll belohnt werden!!……Que Suerte!!!

Wir sitzen um 23.00 Uhr mit Gin Tonic auf unsrer Terrasse bei immer noch 24 Grad aber zunehmenden Wind und betrachten ohne Lichtverschmutzung den Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre…..unfassbar intensiv und dank passender App auch noch zu deuten!!! – um 12 geht es ins Bett.
……..Es knirscht, es poltert, es scheppert, und pfeift – der ablandige Wind ist zum Orkan erwachsen, Das Haus stemmt sich dagegen, doch alles was nicht Stein ist, biegt und windet sich unter der Last des Windes. Schon eine halbe Stunde geht das so und wir machen uns ernsthaft Sorgen um unserer Bikes die vor der Terrasse parken. Als wir raus kommen ist es immer noch sternenklar doch können wir uns selbst kaum auf den Beinen halten. Um jeweils ein Bike nach dem anderen in den Windschatten des Hauses zu bugsieren müssen wir jedes Moped zusammen links und rechts schieben, so dass es uns nicht umhaut. Zurück in den Betten schlafen wir wieder wohlig ein obwohl es noch Stunden draußen so hantiert.
Der nächste Morgen begrüßt uns wolkenlos – fast windstill von See und Land – bei jetzt allerdings nur noch 14 Grad. Nichts am Haus oder im Garten ist umgefallen oder kaputt gegangen – obwohl uns Eliane versichert, dass es ein ungewöhnlich schwerer Sturm war, scheint alles was wir sehen in Ordnung und es funktioniert, wir bekommen ein erstklassiges Frühstück und reisen sicher und gestärkt zu Mittag ab. Genau darauf liegen die Prioritäten bei einem Haus im Sturm, mehr braucht es nicht!

Cabo Raso

Villa Epecuen

Veröffentlicht in: Abenteuer, Ort, Reise | 4

Lost Place par Exelance

Der See wies einen der höchsten Salzgehalte außerhalb des toten Meeres auf, weshalb an dessen Ufer 1921 zur Salzgewinnung der Ort Epecuen errichtet wurde. Doch bald sprach sich auch die heilende Wirkung der Luft und des Wassers herum was wiederum Hotels, und Badeanlagen entstehen lies. Der Ort wuchs rasch zur kleinen Stadt mit kompletter Infrastruktur und erhielt Bahnanschluss an Buenos Aires.
Da in Europa und Nah Ost während des 2. Weltkrieges das Kuren quasi unmöglich war stieg die Besucherzahl bis in die 1950iger Jahre so stark an, dass auf 2500 Einwohner bis zu 6000 Besucher kamen. Doch bereits seit den 1940igern gingen die Niederschlagsmengen der Region so stark zurück, dass sich auch der See immer mehr zurück zog. Um dem zu begegnen baute man einen 25 km langen Kanal um von den anderen Seen, welche nicht die Bedeutung hatten Wasser in den Lago Carhue zu leiten, was den Wasserstand auf das ursprüngliche Niveau wieder ansteigen lies.
In den 1980igern stiegen die Niederschlagsmengen wieder an, doch an eine Wartung des natürlichen Abflusses in diesem flachen Land dachte niemand wirklich nach dafür errichtete man notdürftige Lehmdämme zum Schutze der Stadt, der Badebetrieb lief weiter. Als im Frühling 1985 ungewöhnlich starker Regen einsetze war die Katastrophe unabwendbar – in der Nacht zum 10 November brachen die Damme und binnen Stunden versank die Stadt im salzigen Nass für 25 Jahre.
Mitte/Ende der Nuller Jahre gingen die Niederschlagsmengen erneut zurück, der Wasserspiegel sank und gab die Ruinen frei wie wir sie heute sehen – als durchaus interessante aber auch wirklich beklemmende Endzeit Szenerie wie man sie sonst nur aus Filmen oder Video Games kennt. Die Villa Epecuen ist ein perfektes Beispiel was passiert wenn der Mensch eine Rechnung ohne die Naturgewalten macht.