Was kann man erwarten, wenn man in Montevideo ist? Nun vordergründig eine typische südamerikanische Metropole mit dem typisch chaotischen Verkehr und Verkehrsteilnehmern, unvergleichlich schöne Kolonialbauten mit dazwischen unvergleichlich schlimmen Bausünden. Auf Grund der flachen Topografie und kaum vorhandener geographischen oder privaten Grenzen um 1850 wurden die Straßenzüge größtenteils rechteckig/quadratisch angelegt und beidseitig mit Platanen oder Ahorn bepflanzt, was fast die gesamte Innenstadt schön schattig und grün macht. Das ist gut so denn den die Verkehrsdichte ist haarsträubend und es gibt weder Metro noch S-Bahn – nur Busse die nicht mal Euro 1erfüllen. Doch auch hier wird nun gegengesteuert und im ÖNV Schritt für Schritt auf Elektro umgestellt.
Die Stadt war in den letzten 200 Jahren das Tor zur Einwanderung nach Uruguay, welche in mehreren großen Wellen von statten ging. Bei einer in den 1920iger durch die Weltwirtschaftskriese ausgelösten, stieg die Einwohnerzahl sprunghaft an, doch wussten die Ankömmlinge ihr Know How, die Arbeitskraft und Geschäftssinn geschickt zu nutzen, was die Metropole bis Mitte der 1930er Jahre viel reicher machte als ihr argentinisches Pendant. Dies mündete u.a. im Gewinn der ersten Fußball WM 1930 welche in der Stadt ausgetragen wurde. Darüber hinaus entstanden einige weltweit einzigartigen Bauten wie der berühmte Palacio Salvo oder das Theatro Solis mit 1500 Pläzen.
Obwohl die Stadt schon lange wieder im Schatten von Buenos Aires zu stehen scheint, pulsiert Ihr Herz ungebrochen laut und ist sicher einen Besuch wert – auch der vielen schönen Strände und der Rambla wegen. Darüber hinaus ist sie weltgewandt, die Bevölkerung erscheint offen und freundlich, ist auch ethnisch stark europäisch geprägt. Es gibt wohl nichts, was es nicht gibt – auch in Sachen Mode, Musik oder sexueller Orientierung scheint alles möglich, die staatliche Universität ist kostenfrei genau wie die Benutzung der Mautstraßen für Motorräder. Zudem belegt die City in Sachen Kriminalität eien Platz unter den 10 sichersten Großstädten Südamerikas, was allerdings nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass Nachts bestimmte Viertel zu meiden sind, jedes Appartement in unteren Etagen vergittert ist und in der Vorstadt jeder Alarmanlage und Elektro Zaun installiert. Am Ende ist es wie fast mit jeder Metropole weltweit – man kann sie lieben oder hassen, aber für uns bleibt es eine sehr gute Erinnerung mit vielen hilfsbereiten Menschen als unser Tor in die neue Welt.

Conny
geile Fotos